Vernetzung von Muslimas

Shownotes

Das muslimische Gemeindeleben in Brandenburg ist jung. Seit dem Zuzug vieler Syrer*innen 2015 wird die Religion hier verstärkt praktiziert. Treffpunkte, Gebetsräume und Moscheen gibt es wenige oder gar nicht. Besonders muslimische Frauen treffen sich oft außerhalb der Öffentlichkeit im Privaten. Das will Nouria Asfaha ändern. Sie hat das „Muslimas Netzwerk Potsdam“ mitgegründet, das Frauen vernetzt, stärkt und ein Sprachrohr nach Außen ist. Nouria selbst ist Muslima, Afrodeutsche, Aktivistin und selbsternannte „Diversity-Agentin“.

Ein Podcast mit Nouria Asfaha, Diversity-Agentin, Mitgründerin des „Muslimas Netzwerk Potsdam“

Muslimas Netzwerk Potsdam im Interreligiösen Forum Potsdam: https://irf-potsdam.de/muslimas-in-potsdam/

„Vernetzungsstelle muslimisches Gemeindeleben in Brandenburg“: https://raa-brandenburg.de/Projekte-Programme/Vernetzungsstelle-muslimisches-Gemeindeleben

Homepage des Netzwerks „Komplizin.net“ – Netzwerk für feminine Energie https://komplizin.net/

Foto: Karoline Wolf

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Oton: Oton: Handywecker klingelt, darüber spricht Nouria

Nouria: Nouria: Mein Wecker! Ha! Na ja, mein Wecker. Den habe ich vergessen auszustellen. Der erinnert mich, dass jetzt gerade Gebetszeit ist. Ich bin selber auch Muslimin. (lacht)

Bettina: Bettina: Und wie ist das dann so? Kannst du das jetzt mit gutem Gewissen skippen?

Nouria: Nouria: Also es kündigt halt ein Zeitraum an, das ist das Mittagsgebet. Halt dann, wenn die Sonne, wenn man sie sehen würde, am höchsten steht. Bis zum Nachmittag ist halt dieser Zeitraum, so ungefähr zwischen eins und vier. Das kann ich auch später machen!

Moderation: Moderation: Das ist Nouria Asfaha. Um sie geht es in der fünften Folge unserer Reihe „Vielfalt in Brandenburg“. In diesem Podcast wollen wir Menschen aus Brandenburg und ihre Lebensentwürfe vorstellen und darüber sichtbar machen, wie vielfältig Brandenburg ist. Mein Name ist Bettina Ritter.

Jingle: Jingle: Vielfalt in Brandenburg. Ein Podcast der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg.

Atmosphäre: Atmosphäre: Raumatmo Frauenzentrum, Tür geht auf und zu, Geschirrklimpern

Moderation: Moderation: Ich treffe Nouria im autonomen Frauenzentrum Potsdam. Das ist ein freundlicher, heller, großer, offener Raum über mehrere Etagen. Unten gibt es eine Küche und eine Sitzecke mit drei Sofas, die Hufeisenförmig angeordnet sind. Nouria macht einen Tee und wir setzen uns.

Nouria: Nouria: Ich sehe mich als Komplizin in jeder guten Sache. Tatsächlich gibt es ein Netzwerk Komplizinnen, was sich vor drei Jahren gegründet hat, um Frauenleben in Potsdam und auch Brandenburg sichtbarer zu machen. Ich selber arbeite im Autonomen Frauenzentrum, das auch Trägerin ist für viele verschiedene Netzwerke. Und zum Beispiel gibt es das Muslimas Netzwerk Potsdam, was ich mitgegründet habe, auch Brandenburg-weit tätig, in einem zweiten Netzwerk, Muslimas Netzwerk Brandenburg. Und ich berate per se interkulturelles, interreligiöses Leben und habe so als Netzwerkerin meine Fühler in verschiedenen Zusammenhängen, also auch die afro-deutschen Bewegung auf dem Schirm oder Literatur.

Moderation: Moderation: Nourias Beruf in nur einem Wort zu beschreiben geht gar nicht, dafür macht sie zu viele unterschiedliche Sachen. Sie selbst hat sich in einem Artikel mal „Diversity-Agentin“ genannt. Das trifft es ganz gut. Geboren wurde sie in Berlin, und dort hat sie auch ihre Wurzeln im Aktivismus.

Nouria: Nouria: Also ich hatte meine Teenagerzeit in den 80er, 90er Jahren und da hat sich in Berliner Zusammenhängen die Initiative Schwarze Deutsche geformt. Also, ich bin nicht mit der Selbstverständlichkeit aufgewachsen, dass Schwarzsein und Deutschland irgendwie zusammengedacht wird oder denkbar war. Das musste erst sozusagen etabliert und kultiviert werden. Da hat sich ganz viel verändert. Da hat die Initiative Schwarze Menschen in Deutschland einen großen Beitrag dazu geleistet, wo ich von Anfang an mit dabei war. Daraus hat sich eine schwarze Bibliothek entwickelt, die jetzt einen festen Platz in Berlin gefunden hat in dem Projekt Each One Teach One, was ich mitgegründet habe. Genau, das ist so mein aktivistischer Hintergrund auf afrodeutscher Ebene.

Moderation: Moderation: Ihr Vater kommt aus Eritrea, ihre Mutter war eine „weiße Deutsche“, so beschreibt Nouria ihre Eltern. Über ihren Kleidungsstil und ihr Äußeres sagt sie:

Nouria: Nouria: Ich nehme auch gerne Lob entgegen. (lacht) Ich krieg positives Feedback für meinen Sinn von Kleidungswahl inklusive Kopftuch und habe auch schon Kopftuch-Binde-Workshops gegeben für nicht muslimische Frauen. Aber es ist beides da. Also, es gibt krasse Anfeindungen und es gibt aber, auch unter Musliminnen, die Beobachtung, dass da eine große Vielfältigkeit da ist und Möglichkeiten, das Kopftuch zu sehen oder zu binden.

Moderation: Moderation: Es ist mir ein bisschen unangenehm, dass ich so schnell nach dem Kopftuch frage. Irgendwie Klischeehaft. Muslimische Frau gleich Kopftuch. Ich kann mir vorstellen, dass solche Fragen Nouria nerven. Andererseits ist es nun mal das, was nach Außen signalisiert: Ich glaube an den Islam.

Nouria: Nouria: Hm. Also ich hab halt in USA und Süd-Afrika gelebt und da habe ich das nicht so sehr als Politikum erfahren wie hier in Deutschland. Also, und für Leute, die halt das Tragen von einem Kopftuch als selbstverständliches Grundrecht, so wie du dir deine Jacke oder Hose aussuchst oder Kopfbedeckung, ist es dann auch oftmals ein großer Kulturschock oder Verunsicherung, dass das so stark hinterfragt wird, dass daran so viel mehr Werte gemessen werden oder dein Grad an Bildung oder Emanzipation gemessen wird. Also bis zu offenen rassistischen Anfeindungen, die Frauen hier erleben müssen und auch feststellen, dass sich somit auch ihre Chancen schmälern. Dass ihnen vermittelt wird, dass sie hier mit Kopftuch nicht arbeiten dürfen. Wie die Gesetze dazu sind sei dahingestellt. Aber auch Arbeitgeber sind oftmals nicht ausreichend informiert, was da zu den Gleichstellungs-Gesetzen gehört und was sie gewährleisten müssen und was nicht.

Moderation: Moderation: Und schon sind wir mitten drin in Nourias Arbeit. Beim Muslimas Netzwerk Potsdam und Brandenburg geht es genau darum: Muslimische Frauen zu vernetzen, zu stärken, zu informieren. Und eine Plattform, einen Raum für Begegnung und Austausch zu schaffen.

Nouria: Nouria: Ja, also ich als praktizierende Muslima hatte tatsächlich muslimische Frauen-Bezüge, die aber nicht für andere muslimische Frauen so nutzbar waren. Und durch meine Stelle hier im Autonomen Frauenzentrum war ich halt plötzlich so ein bisschen auch das Gesicht für schwarze Frauen, für migrantische Frauen, für muslimische Frauen und musste für mich und auch für andere Frauen feststellen, dass es keine Räume gibt für muslimische Frauen. Also diese klassischen Gebetsräume, an denen es ja in Potsdam auch fehlt, die organisieren sich meistens erst für die Männer. Und wenn Platzmangel herrscht, dann sind sie halt sehr dominierend und lassen sehr wenig Platz für Frauen. Die fühlen sich dann auch nicht wohl und suchen nach Alternativen und die sind dann halt eher im Privaten. Ich kenne sehr einige sehr aktive muslimische Frauen, die ihr Wohnzimmer öffnen für Tee-Partys oder was weiß ich. Oder auch für ihre spirituelle Praxis. Aber auch immer der Wunsch, sich eigentlich in die Berührungspunkte mit der Gesellschaft irgendwie zu haben, sich einbringen zu können, ihre Sprache zu verbessern und sich nützlich zu machen. Und anstelle sich in seinen Sprachgruppen zu organisieren oder in seinen Altersgruppen, fanden wir es notwendig, dass die Frauen gemeinschaftsübergreifend, länderübergreifend eigentlich schon Netzwerk leben und dem auch gerne eine Form geben wollen, um halt auch eine Art Sprachrohr oder eine andere Sichtbarkeit erlangen.

Moderation: Moderation: Über die Initiative sind 30 bis 50 Frauen vernetzt. Viele von ihnen sind zugewandert aus Syrien. Der Glaube, teilweise das Kopftuch, macht aus ihnen eine Gemeinschaft. Nouria ist besonders wichtig, dass die Frauen trotzdem nicht als geschlossene Gruppe wahrgenommen werden sondern sehr divers sind.

Nouria: Nouria: Und so haben wir auch als muslimische Frauen ein ganz breites Spektrum an kulturellen Herkünften und Prioritäten in der Praxis und unseren Perspektiven, unseren Sprachen und Interessen. Ja, also schon allein die Tatsache, ob du verheiratet bist oder nicht, Kinder hast oder nicht, ob du akademisch oder sozial unterwegs bist, ob du es schaffst, hier zu qualifizieren, professionalisieren. Dich einzuprägen. Auf welcher Ebene auch immer, auch säkular. Weil, wir sind ja auch Teil von der Gesellschaft und auch allen anderen Themen und Bezügen sind, der für uns auch relevant ist. Wir haben vielleicht ein inneres Bewusstsein, aber nach außen auch natürlich unsere beruflichen Bezüge.

Atmosphäre: Atmosphäre: Treffen Netzwerk Muslimas. Raumatmo, Tassen klirren, Baby quiekt, Frauenstimmen

Moderation: Moderation: Unsere Runde hat sich vergrößert. Zu uns in die Sofa-Ecke haben sich andere Frauen gesetzt, darunter Nur und Razan, beide stammen ursprünglich aus Syrien. Razan hat ihre sieben Monate alte Tochter Maria dabei. Die Frauen gehören zum Netzwerk Muslimas – Razan arbeitet für das Netzwerk in Brandenburg.

Razan: Razan: Ich bin in Deutschland seit 2016. Und ja, ich habe erst mal viel Engagement mit Geflüchteten und Zugewanderten hier geleistet. Und dann sind wir auch 2020, da haben wir uns gefunden sozusagen und haben das Muslimas Netzwerk gegründet. Das ist auch ein Hauptziel von unserem Netzwerk, dass wir uns wirklich präsentieren. Was bedeutet Islam? Welche Haltung haben wir, welche Ideen und dass wir zum Beispiel in dieser Gesellschaft mitmachen wollen und mitgestalten und so was. (…) Wir machen zurzeit zum Beispiel eine Umfrage. Es geht um die Lehrkräfte, also zugewanderte Lehrkräfte in Brandenburg. Vielleicht hat man von dem Mangel an den Lehrer in den Schulen gehört und wir denken, wieso nutzt man das nicht und nimmt die Pädagogen, die zugewanderten Pädagogen in den Schulen auf? Wir denken also oft an eine Ausstellung, dass man die Geschichten, die Herausforderung präsentiert. Aber wir arbeiten nicht alleine. Wir arbeiten zusammen mit der Uni Potsdam und, ähm. Also verschiedene Projekte. Verschiedene Kollegen bei uns in der Geschäftsstelle helfen auch mit - Ja!

Moderation: Moderation: Razan wirkt freundlich, inspiriert und voller Tatendrang. Dabei waren die Anfänge für sie in Brandenburg nicht leicht. Nach ihrer Ankunft in Deutschland lebte sie drei Jahre in Beeskow.

Razan: Razan: Also ich denke wir sind die erste Gruppe, die an Beeskow gekommen ist, also fremde Gruppe, und das war so ein Schock für die Bewohner dort. Ja, ich habe viele Erfahrung gehabt. Andererseits sieht man viele nette Leute. Habe ich viele Kontakte, gute Kontakte und Beziehung. Und viel sozusagen Unterstützung. Und neulich bin ich nach Ludwigsfelde umgezogen und durch die Beziehung mit Nouria mache ich immer mit in Potsdam. Die Erfahrung hier in Potsdam, ich sag mal, es ist wirklich Vielfalt hier in Potsdam. Viele Aktivitäten, viel Engagement, finde ich. Also Potsdam ist nicht so, nicht kleine Stadt, sondern eine große Stadt, wo man alles findet sozusagen.

Atmosphäre: Atmosphäre: Stimmen Frauentreffen

Moderation: Moderation: Die Frauen besprechen vergangene und künftige Aktionen des Netzwerks: Den Aufritt bei einer Klima-Demo am vergangenen Wochenende in Potsdam. Soll sich das Netzwerk am Tag der offenen Moscheen präsentieren? Wer hat Interesse an einem Empowerment-Kurs zu antimuslimischem Rassismus? Sollen die Frauen am interkulturellen Weihnachtsmarkt teilnehmen? Kann man im autonomen Frauenzentrum eine Ausstellung mit Kleidern machen? Wie sieht es mit einer monatlichen Koranlesung aus? Welches ist die beste Übersetzung des Korans? Ideen werden in die Runde geworfen, besprochen, verworfen oder mit Termin fixiert. Und immer wieder fachsimpeln Nouria und die Frauen über Inhalte des Korans.

Nouria: Nouria: Das ist ja auch die Weisheit des Textes, dass er oft offen ist und sich an die Zeit oder an die Frage anders offenbart… (wird unterbrochen durch Verabschiedung einer Frau)

Moderation: Moderation: Ich bin beeindruckt, wie aktiv Nouria ihren Glauben lebt. Wenn sie mit den Frauen über den Koran redet, merke ich ihre echte Begeisterung für die Schrift. Dabei wurde ihr der Glaube nicht in die Wiege gelegt.

Nouria: Nouria: Also ich war nicht immer gläubig. Ich bin auch christlich getauft, und bin aber in einer religiös eher inaktiven Familie aufgewachsen. Und in meinen frühen Zwanzigern war ich in engem Kontakt mit muslimischen Menschen und die haben irgendwas in meinem Herzen bewegt. Ich war fasziniert von einer gewissen Zuversicht und auch Gelehrsamkeit, Disziplin, die so von den Frauen ausgestrahlt wurde. Und das hat mich neugierig gemacht und bin dann so zum Islam gekommen. Auch nicht in Deutschland, Ich habe mich in die USA entführen lassen, weggeheiratet. (lacht) Und dort haben sich mehrere Träume verwirklicht: erst mal in einer schwarzen Gemeinschaft aktiv zu sein. Diese schwarze Gemeinschaft war dann auch muslimisch, und es war so ein Kindheitstraum von mir – für mich selbst, aber für meine Kinder konnte ich es dann auch verwirklichen, dass sie in einer nicht-weißen Dominanz-Gesellschaft aufwachsen dürfen, wo ihre Hautfarbe bestenfalls kein Thema ist und wo die Leute aussehen wie sie, und wo ihre Zugehörigkeit nicht in Frage gestellt wird. Aber das waren wichtige neue Perspektiven für mich. Und auch der Islam hat für mich viele, viele Fragen beantwortet. So über die Wichtigkeit von Frauen-Bezügen, von Gesellschaft, von Ökologie. Alle relevanten Fragen wurden sehr, sehr eloquent für mich beantwortet, auch die spirituellen.

Moderation: Moderation: Aber – wie wird man eigentlich Muslima, überlege ich? Kann man konvertieren?

Nouria: Nouria: Konvertit ist für mich immer so ein komische Ausdruck. Man sagt immer, man öffnet sich für den Islam, weil eigentlich, den meisten Menschen ist es schon auch ins Herz gelegt, an Dinge zu glauben, die nicht sichtbar sind. Wie sie das dann später nennen, ist dahingestellt. Die Muslime sagen, jeder Mensch ist gläubig geboren oder zumindest hat irgendwie ein Gefühl für die Natur, die Schöpfungskraft, den Schöpfer oder die allgegenwärtige göttliche Kräfte. Und das wird uns halt in unserer Erziehung oder Umfeld dann abtrainiert. Entweder findet es einen Raum oder einen Platz im Aufwachsen des Menschen. Manchmal eröffnet sich dann später im Leben. Und manche stellen halt verschiedene Fragen und landen in diesen oder jenen Bezügen. Und für mich war es halt der Islam.

Moderation: Moderation: Seit 14 Jahren lebt Nouria in Potsdam. Nach Stationen in Berlin, USA und Kapstadt in Südafrika wirkt Potsdam als Lebensstation irgendwie provinziell, denke ich. Und dann noch als Muslima? Aber weit gefehlt, am Ende war es die Freundschaft zu Mitgliedern einer muslimischen Gemeinschaft in Potsdam, die dazu führte, dass Nouria mit ihrer Familie nach einem Besuch in Brandenburg sozusagen hängenblieb.

Nouria: Nouria: Potsdam ist sehr viel internationaler geworden, muslimisches Leben war möglich und diese Gemeinschaft hier war auch ein wunderbares Zuhause. Weil, den Islam kann man eigentlich nicht isoliert praktizieren. Also es ist ganz wichtig, lebendige Bezüge zu haben zu anderen gleichgesinnten Familien, es ist eigentlich eine sehr gemeinschaftsorientierte Lebensart, die uns anempfohlen wird. Also entspricht ja auch der Natur des Menschen, sich anzubinden und Familien und Gemeinschaft zu organisieren. Und somit haben wir dann den Sprung von Berlin nach Potsdam ganz schnell organisiert und meine Kinder sind in einer guten Schule untergekommen, die sich auf das Experiment eingelassen haben, Kinder aufzunehmen, die der deutschen Sprache gar nicht mächtig waren.

Moderation: Moderation: Fünf Söhne hat Nouria, der Älteste ist 27. Dabei ist Nouria auch nicht zögerlich, mit dem Netzwerk Muslimas Männerbastionen herauszufordern. Zum Beispiel die Moschee.

Nouria: Nouria: Also muslimisches Gemeinschaftsleben ist relativ jung in Potsdam, eigentlich sehr jung. Die Deutschsprachige Gemeinschaft hat kein öffentliches Gesicht mehr. Also die einzig sichtbare anerkannte Moschee oder Gebetsräume ist halt die Farouk Moschee und die ist halt aus platztechnischen Gründen so ausgelastet, dass es einfach keinen Raum für Frauen gibt, bzw. der Vorstand ist halt nur mit Männern besetzt. Das heißt auch die die Stimme von Frauen wird nicht so wahrgenommen. Schön wäre aber, diese Veränderungen anzustoßen. Das haben wir auf jeden Fall schon gemacht. Es gibt aktive Frauen in der Moschee, aber nicht ausreichend Möglichkeiten für Frauen, hier aktiv zu sein und auch Teil von der Führungsebene zu sein.

Moderation: Moderation: Das hört sich nach einem dicken Brett an, das gebohrt werden muss. Aber Nouria macht einen hartnäckigen Eindruck und ich bin sicher, dass sie mit dem Netzwerk Muslimas dranbleiben wird. Außerdem können die Frauen auch schon Erfolge vorweisen.

Nouria: Nouria: Wir haben auch schon Strukturen verändert, zum Beispiel im interreligiösen Forum, was für die Stadt Potsdam auch eine wichtige Funktion hat, spirituelles Leben präsenter zu machen und auch als Einheit zu kommunizieren. Und da waren zum Beispiel Frauen nicht stimmberechtigt, obwohl sie sehr aktiv waren in diesem interreligiösen Forum. Weil in der Präambel festgelegt war, dass anerkannte Kirchen, Vereine, e.V.s sozusagen dieses Gremium stellen und die Frauen keinen e.V. vertreten haben und somit auch nicht stimmberechtigt waren. Die einzige Stimme hatte die Farouk Moschee und hat auch davon Gebrauch genommen. Aber wir waren halt sehr aktiv und nicht stimmberechtigt. Das war unfair und das hat dieses Gremium dann auch für sich feststellen müssen und diese Aufnahmebedingungen erweitert zu Initiativen.

Moderation: Moderation: Drei Jahre gibt es das Muslimas Netzwerk Potsdam bereits. Und die Frauen haben noch vieles vor. Nouria ist mit ihrer bi-kulturellen persönlichen Geschichte, ihrem Lebensweg und auch mit ihrer überlegten, ernsthaften und gleichzeitig leichten Art eine tolle Repräsentantin der Frauen.

Nouria: Nouria: Das wird einmal total begrüßt, wenn aktive, auch gerade muslimische Frauen sozusagen ihr Gesicht zeigen und da in den Dialog mit einsteigen. Wir erfahren da auch eine schöne Wertschätzung und das wird in manchen Kreisen auch sehr gesucht. Berührungspunkte – nicht nur mit Männern, sondern auch mit Frauen und auf Augenhöhe. Und für uns ist es auch immer eine Bereicherung, eine Herausforderung anzunehmen und sagen, Okay, was haben wir für eine Haltung? Ist das jetzt eine kulturelle Haltung? Ist das in den heiligen Schriften? Was für Hinweise oder Indizien gibt es zum Verhalten? Haben wir Lösungen oder haben wir mehr Fragen zu dem Thema? Also, es ist ja auch immer eine Selbstbildung. Wir entwickeln uns ja mit jeder Frage oder Herausforderung ja auch selber.

Moderation: Moderation: (auf Soundbett) Das war der fünfte Teil unserer Podcast-Serie „Vielfalt in Brandenburg“ über die Diversity-Agentin Nouria Asfaha. Im nächsten Teil dieser Reihe porträtiert meine Kollegin Vanessa Loewl die unabhängige Initiative Potsdamer Frauen. Alle Folgen und Hintergrundinformation findet ihr auf der Website www.boell-brandenburg.de. Diese Reihe und alle weiteren Podcasts der Heinrich-Böll-Stiftung könnt ihr auf der Podcast-App Eurer Wahl abonnieren. Für Feedback und Anregungen schreibt uns eine Mail an: info@boell-brandenburg.de und empfehlt uns gerne weiter. Ich bin Bettina Ritter und dieser Podcast ist eine Produktion des Audiokollektivs. Tschüss und bis zum nächsten Mal.

Jingle: Jingle: Vielfalt in Brandenburg. Ein Podcast der Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg.

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